Wie Modeleidenschaft zur Zahlenliebe führte
Hallo Waltraud, wer bist du und was machst du bei BDO?
Mein Name ist Waltraud Schenk-Distler und ich bin seit 2019 bei BDO im Team Accounting. Aktuell bin ich am Standort Wien als Senior Managerin tätig. Unser Team erstellt sowohl Buchhaltungen als auch Bilanzen für unsere Kund:innen. Zudem arbeite ich an verschiedenen Projekten, wie etwa der Digitalisierung und der Prozessoptimierung im Accounting.
Was hat dich dazu inspiriert, von der Modebranche ins Accounting zu wechseln?
In der Modebranche war ich viele Jahre im Design- und Produktmanagement beschäftigt. Diese Arbeit war jedoch mit vielen längeren Auslandsreisen innerhalb Europas und speziell nach China verbunden. Nach der Geburt meiner ersten Tochter wurde mir aber klar, dass ich meine Tätigkeit in dieser Form nicht mehr ausüben wollte und konnte. Zudem erkannte ich, dass es für mich kaum noch interessante Perspektiven in diesem Berufsfeld gab.
Ich wechselte zu einem größeren Modeunternehmen, in dem ich unter anderem Produktschulungen gab, in die Personalentwicklung eingebunden war und zunehmend mit Arbeitsrecht in Kontakt kam, was mein Interesse in diesem Bereich weckte. Es folgten zunächst eine Ausbildung in Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, danach die Diplome zur Buchhalterin, Personalverrechnerin und Bilanzbuchhalterin bis hin zu meinem Master in Accounting.
Danach kehrte ich der Modebranche endgültig den Rücken und wechselte in die Steuerberatung. Auf den ersten Blick mag dieser Wechsel eigenartig klingen, aber es gibt viele Parallelen zwischen den beiden Berufsfeldern, insbesondere hinsichtlich der Kund:innenbedarfsermittlung, der Budget- sowie Kapazitätsplanung und den umfangreichen Zahlenanalysen. Zudem ist in beiden Bereichen auch einiges an Kreativität gefragt.
Welche Herausforderungen hast du bei deinem beruflichen Wechsel erlebt?
In meiner Vorstellung gibt es für mich 2 berufliche Leben. In meinem ersten Berufsleben habe ich meine Ausbildung zur Textilingenieurin absolviert, mir darin umfangreiches Fachwissen angeeignet und beruflich große Erfolge erlebt. Dann kam der Wechsel in die Steuerberatung in mein „zweites“ Berufsleben, und ich musste komplett von Neuem beginnen – in allen Bereichen. Ich war überall die „Anfängerin“ sowohl fachlich, hierarchisch als auch bei der gehaltlichen Einstufung. Ich lernte, neu erworbene Theorie in die Praxis umzusetzen, mir ein komplett neues Fachgebiet anzueignen und als Frau mitten im Leben mit 3 kleinen Kindern wieder von null zu starten.
Meine Begeisterung, mein Engagement und mein Interesse an Weiterbildungen haben in meinem „zweiten“ Berufsleben schnell zu ersten beruflichen Erfolgen geführt und mich langfristig in meine heutige Position gebracht. Das Schöne an meinem „zweiten“ Berufsleben ist, dass es stetige Weiterentwicklung und umfangreiche Möglichkeiten je nach Fachbereich bietet. Ich liebe die täglichen Herausforderungen meines heutigen „zweiten“ Berufslebens und bin davon überzeugt: „Was man gerne macht, macht man gut.“
Welche Erkenntnisse oder Fähigkeiten aus deiner Zeit in der Modebranche haben sich als besonders wertvoll für deine aktuelle Arbeit erwiesen?
Obwohl die Modebranche und die Steuerberatung auf den ersten Blick sehr verschieden erscheinen mögen, gibt es tatsächlich einige interessante Parallelen. In beiden Berufsfeldern stehen die Kund:innenorientierung sowie Betreuung von Kund:innen im Mittelpunkt. Genauso ist in beiden Branchen Kreativität gefragt, allerdings auf unterschiedliche Weise. In der Steuerberatung ist Kreativität im Umgang mit Zahlen erforderlich, um beispielsweise digitale Prozesse zu verbessern und zu erkennen, wie Accounting Strategien optimiert werden können.
Beide Berufe erfordern außerdem starke analytische Fähigkeiten. In der Modebranche werden Markt- und Trenddaten genau betrachtet, damit die richtigen Produkte entwickelt werden können, während in der Steuerberatung komplexe steuerliche Gesetze und Vorschriften analysiert werden, um die besten Lösungen für die Kund:innen zu finden.
Sowohl die Modebranche als auch die Steuerberatung sind von Veränderungen und einer dynamischen Umgebung geprägt. In der Mode entwickeln sich stets neue Trends und Vorlieben, während sich auf der anderen Seite steuerliche Gesetze und Vorschriften regelmäßig ändern können. Dies erfordert eine ständige Anpassung sowie die zunehmende Nutzung digitaler Tools und Softwarelösungen. In beiden Branchen wird auf Automatisierung gesetzt, um repetitive Aufgaben zu vereinfachen und die Effizienz gleichzeitig zu steigern - z.B. die Bestandsverwaltung in der Modebranche und automatisierte Buchhaltungssysteme im Accounting.
Welchen Ratschlag würdest du Personen geben, die in einem ähnlichen Berufsfeld neu einsteigen möchten?
Der Wechsel von der Modebranche in die Steuerberatung erfordert Engagement, kontinuierliches Lernen und vor allem die Bereitschaft und Freude, neue Herausforderungen anzunehmen. Mit der richtigen Einstellung, nämlich offen für Veränderungen zu bleiben und Niederlagen als Herausforderungen anzunehmen, kann jede:r in einem neuen Berufsfeld Fuß fassen und erfolgreich neue berufliche Wege gehen.
Und zum Schluss: Welchen Ausgleich hast du für dich gefunden, um deine privaten und beruflichen Ziele zu meistern?
An erster Stelle steht für mich auf jeden Fall, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Obwohl meine 3 Töchter mittlerweile erwachsen sind, genieße ich jede Gelegenheit, sie zu sehen. Besonders viel Energie gibt mir auch der Sport: Ich liebe das Laufen und habe inzwischen auch eine Leidenschaft für Triathlon entwickelt. Zudem begeistert mich Calisthenics, insbesondere das Handstandtraining. Diese Aktivitäten integriere ich so oft wie möglich in meinen Alltag, indem ich z.B. mit dem Rad ins Büro fahre oder frühmorgens trainiere und verschiedene Trainingsformen kombiniere. Mir ist es wichtig, Zeit für die Dinge zu nehmen, die mir am Herzen liegen, um neue Energie zu tanken. Umso schöner ist es, wenn sowohl der Beruf als auch das Privatleben Spaß und Freude bereiten.